Rundkirche Mittelpöllnitz
Dem Besucher der Kirche fällt schon bei flüchtiger Betrachtung auf, dass er ein ungewöhnliches Bauwerk vor sich hat. Zwar steht der Turm, wie „gewöhnlich“, an der Ostseite, ihm gegenüber an der Westseite ist der Haupteingang und zwischen ihnen das Schiff – doch das besteht aus einem achteckigen Rundbau, der die Rechteckform nach beiden Seiten aufbricht. Erbaut hat sie Clemens Wenzelslaus Coudray 1826 / 27. Beim Betreten des nicht sehr großen Gotteshauses erkennen wir sofort den dahinter stehenden Baugedanken. Uns empfängt ein als Zentralraum gedachter Kirchsaal, der durch große Fenster viel Licht erhält. An der Ostseite steht ein schlichter Kanzelaltar, ihm gegenüber auf der Empore die Orgel, das Ganze überwölbt von einer Kuppel. Zwei Emporen umlaufen den Raum. Eine Besonderheit ist der schöne Kronleuchter mit einer Christusfigur im Zentrum. Sonst findet sich im ganzen Raum kein Bildschmuck. Durch seine Bemalung in Weiß-Blau-Gold wirkt er weit und etwas kühl.
Am Kanzelaltar werden unter der Übermalung Bibelworte sichtbar: Hier ist nichts anderes denn Gottes Haus – hier ist die Pforte des Himmels. Im Raum unter dem Turm, der einst als Sakristei diente, ist heute ein kleiner Gemeinderaum eingebaut, wofür der Eingang im Osten wegfallen musste. Von der Geschichte wissen wir sehr wenig. 1639 wurde die Kirche im Dreißigjährigen Krieg verwüstet, 1684 erneuert. 1826 wurde das heutige Gebäude geschaffen, 1890 erfuhr es ei
ne größere Sanierung, doch zeigt die Zahl 1876 auf der Wetterfahne, dass es auch vorher schon Erneuerungen gab. Die noch andeutungsweise erkennbare alte Baustruktur lässt vermuten, dass die erste Anlage vielleicht, wie die anderen Kirchen dieser Gegend, schon früher entstand. Dafür spricht ein heute vermauerter Spitzbogen im Obergeschoss des Turms. Leider kommen wir hier über Vermutungen nicht hinaus. Die Orgel auf der Westseite stammt aus der Zeit der Errichtung des jetzigen Kirchbaus von Poppe in Schleiz. Um 1900 von Jehmlich überholt, wurde sie nach dem 2. Weltkrieg 1946 – 47 wieder überarbeitet und ist bedingt spielbar. Die drei Glocken mussten schon im 1. Weltkrieg abgegeben werden. Heute hängen drei Stahlglocken von 1921 an ihrer Stelle.